Vielleicht waren Partnerschaften und Freundschaften für dich auch lange Zeit ein unbewusster Rückzugsort, vielleicht sogar ein Raum, der dich vor der eigenen Leere geschützt hat.
Diese Zeitqualität lädt uns ein, zu erkennen, dass wir unsere Beziehungen nicht länger als einen Ort der Heilung betrachten können, wenn wir nicht bereit sind, unser Innerstes selbst zu halten. Wir dürfen nun lernen, dass unsere Beziehung kein Ort ist, an dem wir uns von jemand anderem „ganz“ machen lassen können, sondern eine Einladung, selbst in die Ganzheit zu wachsen. Sie fordert uns auf, unsere Ideale zu entzaubern und Platz zu schaffen für etwas Echtes, für Verbundenheit, die auf Klarheit, Präsenz und innerer Freiheit basiert.
Hast du dich schon mal gefragt, wie oft du dir in deinen Verbindungen eigentlich selbst begegnest?
Jede Beziehung ist immer auch eine Begegnung mit dir selbst.
Wir sehen im anderen unsere unerfüllten Wünsche, unsere verdrängten Schatten, genauso wie unsere lichtvollen Anteile. Wir tragen Vorstellungen und Wünsche in uns, wie unser Partner*in sein darf, wie wir uns Menschen an unserer Seite vorstellen oder auch in welchen beruflichen Beziehungen wir uns gerne sehen möchten.
Und all diese Vorstellungen, all diese Träume sind von unfassbarem Wert. Dennoch möchte ich dich heute dazu einladen, einmal zu hinterfragen, wie viel von dem, was du von deinem Gegenüber erwartest, du dir eigentlich für dich selbst wünscht?
Vielleicht hast du es schon bemerkt: Menschen, die dich triggern, zeigen dir nicht nur deine „Fehler“. Sie halten dir einen Spiegel hin. Ebenso jene, die dich faszinieren, weil sie etwas in dir berühren, das du vielleicht selbst noch nicht ganz angenommen hast.
Diese Spiegel sind von großer Bedeutung, denn es liegt in deiner Selbstverantwortung, ob du in einer Projektion verharrst oder ob du präsent bleibst. Nimm dich in deinen Verbindungen bewusst wahr und beginne die Resonanz, die jemand in dir auslöst, zu hinterfragen und zu spüren. Wenn du dich in diesem Maß in all deinen Begegnungen erfahren kannst, wirst du dich wahrhaftig im Du erkennen können.
Lass deine Beziehung zu einem Ort werden, an dem du dich selbst siehst, statt dich hinter Erwartungen zu verstecken. Lade die Wahrhaftigkeit in dein Leben ein und lass die Verletzlichkeit nicht länger ein ungeliebter, weggesperrter Anteil sein. Sie ist ein Feld, das uns formt, uns weicher und zugleich klarer macht. Sie fordert uns heraus, die eigenen Grenzen zu spüren, Verantwortung für unsere Emotionen zu übernehmen und den Mut zu finden, das Gegenüber wirklich zu sehen, statt nur die Geschichte, die wir über ihn oder sie erzählen. Wenn du diesen Mut an die Hand nimmst und dich der aufrichtigen Hingabe öffnest, dann ist das der Beginn wahrer Tiefe.
Zwei Menschen, die sich nicht gegenseitig retten wollen, sondern bereit sind, sich zu zeigen, mit Licht, im Schatten, mit Angst, in der Verletzlichkeit und in der Liebe.