Mit diesem Neumond wachsen wir, ob wir wollen oder nicht. Es gibt kein Zurück. Im Zentrum steht dabei unser Nervensystem. Es ist wie ein feiner Seismograph, der uns zeigt, was uns in Aufruhr versetzt und was uns zur Ruhe bringt. Wenn wir ihm zuhören, finden wir Antworten, die kein Abwägen und kein Grübeln je hervorbringen könnte. Denn Entscheidungen wirken oft deshalb so überwältigend, weil wir uns die falsche Frage stellen. „Soll ich die Beziehung fortführen? Soll ich meinen Job kündigen? Soll ich in eine andere Stadt ziehen? Darf ich mir erlauben, Unterstützung anzunehmen?“ Solche Fragen lasten schwer, sie wirken absolut und endgültig und genau das blockiert uns. Doch Klarheit entsteht nicht im Kopf, sondern in der Erfahrung. Die Einladung dieses Neumonds lautet also, die Frage neu zu stellen und die Antwort zu spüren.
In einer Beziehungspause kannst du dich fragen: Fühlt sich dein Nervensystem ruhiger, klarer oder freier an? Dann liegt die Antwort offen vor dir. Im Abstand zum Job zeigt sich: Wird dein Atem leichter und dein Geist weiter, wenn die tägliche Belastung wegfällt? Dann weißt du, was dir dient. Oder verbringe ein paar Tage in der Stadt, in die du gerne ziehen würdest. Dein Körper wird die Antwort spüren. Die eigentliche Klarheit liegt nicht in endlosen Abwägungsschleifen und nicht in Theorien oder Krisensitzungen mit anderen. Sie liegt tiefer: im Körper, im Herzen, im Nervensystem. Sie liegt in dir.
Es scheint, als wolle das Universum uns mit diesem Neumond noch einmal eindringlich daran erinnern, Struktur und Balance in unser Leben zu bringen, damit unser Körper in einen Zustand von Wohlbefinden und Ganzheit finden kann. Die Fragen, die sich stellen, sind einfach und zugleich radikal: Was bringt dich in deine innere Mitte? Mit was fühlst du dich wohl? Die Jungfrau ruft uns dazu auf, wieder auf die innere Weisheit des Körpers zu hören und ihm das zu geben, was er braucht. In unserem geschäftigen Alltag verlieren wir diesen Kontakt allzu leicht. Doch jetzt ist der Moment, ihn zurückzugewinnen.
Was gilt es zu verdauen?
Die Jungfrau herrscht auch über unser Verdauungssystem. Beim Neumond in der Jungfrau am 21. September dürfen wir uns dem Thema Verdauung nicht nur auf der physischen Ebene, sondern besonders auf der emotionalen und seelischen Ebene widmen. Die Frage lautet: Was fällt uns schwer zu verdauen? Manchmal ist es ein Nahrungsmittel wie Milch, das unserem Körper zusetzt, manchmal aber auch ein Erlebnis, das uns innerlich aufstößt, weil wir es nur schwer akzeptieren können.
Wenn wir den Prozess der Verdauung genauer betrachten, offenbart sich darin ein archetypischer Ablauf: Wir nehmen etwas in uns auf, wir ziehen das Nährende heraus, wir assimilieren, was uns dient und schließlich lassen wir alles los, was uns nicht guttut. Auf seelischer Ebene funktioniert es nicht anders. Auch hier nehmen wir Erfahrungen auf: ein schmerzhaftes Ereignis, eine verletzende Bemerkung, eine schwierige Wahrheit. Wir verarbeiten sie in Gedanken und Gefühlen, wir setzen uns mit ihr auseinander, ziehen die Lehren daraus und sind dann aufgefordert, den Rest loszulassen.
Gelingt uns dieser letzte Schritt nicht, staut sich etwas in uns auf. So wie der physische Körper mit Bauchschmerzen, Blähungen oder Müdigkeit reagiert, wenn er Ballast nicht ausscheiden kann, so reagiert auch der emotionale Körper mit Schwere, Erschöpfung und innerer Starre, wenn wir alte Gefühle, Verletzungen oder Gedanken nicht loslassen.
Gerade diese Sonnenfinsternis lädt uns dazu ein, die „Verdauung unserer Emotionen“ bewusster in den Blick zu nehmen. Nicht alles, was uns begegnet, muss festgehalten werden. Nicht jede Erfahrung, jede Verletzung, jede Angst ist dafür bestimmt, dauerhaft Teil unseres inneren Haushalts zu sein. Heilsam wird es dann, wenn wir die Lehre daraus integrieren, Weisheit und Klarheit darin finden und den Rest loslassen. In diesem Prozess wachsen Verständnis, Akzeptanz und innerer Frieden. So wie der Körper Nährstoffe aus der Nahrung zieht, so zieht die Seele Weisheit aus Erfahrungen. Alles andere darf ausgeschieden werden. Was nicht nährt, darf weichen.
Jetzt dürfen wir unter Beweis stellen, ob wir dazu gelernt haben
Halten wir unser Wort, wenn wir verunsichert werden? Bleiben wir den Erkenntnissen und Vorsätzen treu, die wir in den letzten Wochen gefasst haben? Oder knicken wir ein, sobald Widerstände auftauchen, und fallen in alte Muster zurück, sobald es ernst wird?
Die Opposition zu Saturn, die der Neumond bildet, kann bedeuten, dass deine neu gewonnenen Einsichten im Außen geprüft werden. Vielleicht werden sie in Frage gestellt, vielleicht stößt du auf Widerstand, vielleicht zeigt sich ein Hindernis, das dich ins Wanken bringt. Doch all dies dient nicht dazu, dich zu entmutigen, sondern dich mit deiner eigenen Unsicherheit zu konfrontieren.
Die Aufgabe besteht darin, diese Unsicherheit anzunehmen, ohne dich von ihr vereinnahmen zu lassen. Der Schlüssel liegt nicht darin, krampfhaft nach sofortiger Sicherheit zu suchen oder Angst zu bekämpfen, um sie so schnell wie möglich loszuwerden. Der Schlüssel liegt zugegebenermaßen in einem etwas paradoxen Weg: dich inmitten deiner Angst wohlzufühlen. Dich hineinzulehnen in das Unbehagen, anstatt davor davonzulaufen. Ruhe zu finden, während dein Nervensystem Alarm schlägt.
Wir befinden uns beim krönenden Abschluss der Eclipse Season und mit dem Südknoten in der Jungfrau sind wir seit Wochen mit den Themen Angst und Kontrollverlust konfrontiert. Gerade deshalb ist es jetzt von Bedeutung, diese Grundemotion bewusster zu betrachten. Alte Ängste können sich dir während der Eclipse Season – vom 7. bis 21. September 2025 – urplötzlich wieder gezeigt haben, unerwartete Ereignisse können innere Unsicherheit ausgelöst haben. Und doch gilt: Jede Angst, die sich dir zeigt, trägt auch ein Geschenk in sich. Sie bietet dir die Möglichkeit, dich in sie hineinzulehnen, sie zu erforschen, dich auf sie einzulassen und zu erkennen, dass du in deiner Reaktion auf sie vollkommen frei bist.
Angst lässt sich nicht vermeiden, genauso wenig wie Freude. Sie gehört zum Menschsein dazu. Wer versucht, sie aus dem Leben zu verbannen, führt einen aussichtslosen Kampf. Doch wer den Mut hat, ihr zu begegnen, ihr Raum zu geben und sich sogar in ihr einzurichten, entdeckt eine unerwartete Wahrheit: dass gerade die Angst dich näher zu deiner inneren Stärke führen kann.
Doch was ist Angst eigentlich?
Im Kern hat sie immer mit Kontrolle zu tun. Wir fürchten uns davor, die Kontrolle zu verlieren und gleichzeitig erzeugt jeder Versuch, Kontrolle festzuhalten, Anspannung. Kontrolle ist das Gegenteil von Entspannung, sie steht im Widerspruch zu Gelassenheit, Zufriedenheit und innerem Frieden.
Spannend ist, sich bewusst zu machen, dass Gelassenheit für das Ego oft wie eine Zumutung wirkt. Sie erscheint ihm zu langweilig und definitiv zu ereignislos. Das Ego sehnt sich nach Ablenkung, Aufregung und nach Drama. Ein Teil in uns sucht die Angst, weil sie das System in Alarm versetzt und so für Intensität sorgt. Oft liegt darin eine tiefe Konditionierung: Wir haben gelernt, Angst zu empfinden, um uns lebendig zu fühlen.
Gerade deshalb gilt es, während der Eclipse Season ruhig zu bleiben, egal, was im Außen geschieht. Der Nordknoten in den Fischen lädt uns ein, Stille zu kultivieren, die Monotonie des Lebens zuzulassen, ohne in Panik zu geraten, etwas zu verpassen. Er fordert uns auf, Frieden zu finden, der nicht von äußerer Stimulation abhängt, sondern aus uns selbst erwächst. Denn immer dann, wenn uns Kontrolle entgleitet, schlägt unser Nervensystem Alarm. Der uralte Reflex erwacht: Kampf oder Flucht. Wir greifen an oder wir laufen davon, wir handeln impulsiv oder wir vermeiden. Wir suchen verzweifelt nach einem Ausweg, der uns wegträgt vom Problem und damit auch weg von uns selbst. Doch jede Flucht nährt nur die Kreisläufe der Angst, die das Ego so geschickt am Leben erhält. Die Einladung dieses Neumonds lautet daher: Nähere dich deiner Angst. Ergründe sie. Sei bereit, dich in ihr zu entspannen.
Saturn tritt in diesem Prozess als Prüfstein auf. Er testet unsere Standfestigkeit: Können wir unsere Gedanken klar formulieren, auch wenn Unsicherheit in uns tobt? Bleiben wir unseren Erkenntnissen treu, wenn sie von außen in Frage gestellt werden? Oder lassen wir uns von subtilen Einflüssen ins Wanken bringen? Bei der Sonnenfinsternis am 21. September, wenn Sonne und Mond in Opposition zu Saturn stehen, wird diese Frage unüberhörbar.
Saturn entfacht unter diesem Neumond ein enormes Wachstumspotenzial, aber er prüft uns zugleich auf nachdrückliche Weise. Durch seinen Einfluss wird eines ganz deutlich: Es gibt kein Zurück. Dieser Neumond lässt keinen Raum für Ausflüchte oder Selbsttäuschungen. Er ist ein kosmisches Skalpell, das scharf trennt, was nicht mehr zu uns gehört, und uns zwingt, die Klarheit nicht nur zu denken, sondern auch zu verkörpern.
Mache einen klaren Cut
Mit diesem Neumond öffnet sich dir die Möglichkeit, einen klaren Schnitt zu machen. Ein Kapitel, das von Abhängigkeiten, unterdrückten Empfindungen und einem Gefühl der Ohnmacht geprägt war, findet sein Ende. Das Geschenk dieser Sonnenfinsternis liegt darin, dass du all das nun endgültig hinter dir lassen darfst. Die letzten Wochen haben dich mit der Klarheit und der Kraft ausgestattet, die notwendig waren, um dich aus diesen Dynamiken herauszufühlen. Jetzt ist der Moment, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Die Energie der Jungfrau wirkt hier wie eine scharfe Linse: Sie bringt Präzision, Nüchternheit und Unverblümtheit. Mit ihrem Blick erkennst du glasklar, was in deinem Leben ausgedient hat, was gehen darf und was fortbestehen kann, jedoch vielleicht in einer neuen Form. Denn vieles, was du in den letzten Wochen bewegt und „verdaut“ hast, zeigt sich jetzt unter einem völlig neuen Vorzeichen.
Mit Saturn an deiner Seite findest du die Entschlusskraft, die Loyalität dir selbst gegenüber und die innere Standfestigkeit, die es braucht, um dich von Verstrickungen zu lösen, die dich hartnäckig gebunden haben.
Nun gilt es, die Schwelle zu überschreiten: Es reicht nicht mehr, über deine Erkenntnisse zu sprechen, sie abzuwägen oder im Inneren auszubrüten. Dieser Neumond verlangt nach Handlung. Es geht darum, Schlussstriche zu ziehen, klärende Gespräche zu führen, mutige Entscheidungen zu treffen und dir selbst einzugestehen, wo du dich seit langer Zeit sabotiert hast.
Vielleicht spürst du, dass du seit dem ersten Neumond in der Jungfrau am 23. August vieles bedacht, besprochen und bewegt hast. Doch eine Sache blieb offen. Du hast sie vor dir hergeschoben, musstest sie erst innerlich durchkauen, um sie wirklich zu verdauen. Doch jetzt gibt es kein Ausweichen mehr. Jetzt ist der Moment, an dem die Entscheidung reif ist.
Alle Erkenntnisse der letzten vier Wochen laufen nun auf diesen Punkt zu: den entscheidenden Schritt. Worte, Reflexionen und Gedankenspiele reichen nicht länger. Es ist der Augenblick, in dem du dich selbst prüfen musst: Wirst du dir treu bleiben oder in alte Muster zurückfallen? Wirst du den Weg des Wachstums wählen oder die Stagnation? Die Wahl liegt bei dir, doch dieser Neumond macht eines klar: Es gibt kein Zurück.